Physiotherapie

Damit ein ganzheitliches Therapiekonzept erreicht werden kann, müssen die 3 grundlegenden Systeme im Körper im Gleichgewicht sein:

  1. Mechanisches System (Knochen, Muskeln, Sehnen, Bänder, Organe etc.)
  2. Metaboles System (Organe, Hormone, Ernährung, Medikamente etc.)
  3. Mentales System (Psyche, Lebensfreude, Motivation etc.)

Mechanisches System

Knochen

  • Wechsel zwischen Belastung/Entlastung erhält die Knochenmasse
  • Bei zuviel Belastung bricht der Knochen

Muskeln

Muskeln sichern die Gelenke und stützen den Körper und die Knochen. OI neigt zu Muskelschwund wegen Angst vor Brüchen => Inaktivität

  • Hohe Belastung auf Knochen-Gelenk-Apparat bildet mehr Muskeln
  • Langanhaltende Belastung fördert die Ausdauer

Problematiken

Muskelverkürzungen

Ein verkürzter Muskel (z.B. Brustmuskel, Hüftbeuger/-strecker) zwingt andere Muskeln zu mehr Energieverbrauch und erhöht dabei den Druck auf Gelenke und Knochen. Bei verkürzten Muskeln können folgende Probleme auftauchen:

  • schneller Knochenbrüche
  • schneller müde (Energiefresser)
  • Beweglichkeitseinschränkungen (geht Richtung Immobilität)

Muskelverkürzungen sind unnötig und leicht therapierbar!

Steife Gelenke / überbewegliche Gelenke

Ein steifes Gelenk zwingt angrenzende Gelenke zu Überbeweglichkeit. Dies und Wirbeleinbrüche sind der Beginn von Skoliosen.
Ein skoliotischer Rücken belastet alle mechanischen Systeme (Knochen, Muskeln, Organe, …).

Ziel der Physiotherapie ist es, einen schwachen Muskel allmählich zu stärken und dadurch eine bessere Haltung sowie eine Stärkung des Knochens herbeizuführen. Je nach Schweregrad der Behinderung ist das Programm individuell abzustimmen. Bei Kleinkindern ist zum Beispiel das leichte Schwingen in einem Tuch zu empfehlen, da es dadurch die Bewegungen spüren lernt und auch anfängt, seine Sinne miteinander zu koordinieren.

Bewegungen sollten sofort gefördert werden. Auf gar keinen Fall darf jedoch ein Kind, das noch nicht selbständig sitzen kann, über längere Zeit durch ein Kissen abgestützt zum Sitzen gezwungen werden. Es muss seine motorischen Fähigkeiten selbst entwickeln, danach erst zur Festigung des Erlernten unterstützt werden.

Bei Skoliose bewirken die Verbiegung der Wirbelsäule und die Verdrehung der einzelnen Wirbelkörper nicht nur eine Deformation der Körperhaltung, sondern auch eine Verschiebung der einzelnen Rippen und somit des gesamten Brustkorbes. Die Rückenmuskulatur wird teils gedehnt, teils gerkürzt und stellt sich somit auf die Deformation ein. Die Atmung sowie die Herz- und Kreislauffunktion ist eingeschränkt. Die Krankengymnastik sieht deshalb folgende Punkte vor:

  • Schulung der Atmung, damit die zusammengedrückt gewesenen Lungenareale sich wieder entfalten können und die Rippen sich wieder in ihre ursprüngliche Lage zurückdrehen, was eine Stabilisierung der Wirbelsäule zur Folge hat
  • Aktive Streckung von Wirbelsäule und Brustkorb, um wieder Länge zu gewinnen, damit die Vor-, Rück- und Seitwärtsverschiebungen rückverlagert werden und sich allmählich der Norm anpassen.
  • Gezielte Kräftigungsübungen der Rückenmuskulatur sollen die neu gewonnene Senkrechte stabilisieren.
  • Alle Korrekturen des Körpers sollen verinnerlicht werden, um sie auch im Alltag zu bewahren.

Metaboles System

Ernährung

Weil OI ein genetischer Kollagendefekt ist (und kein Kalziummangel oder Nährstoffmangel), können Symptome der OI nicht mit Ernährung oder Nahrungsergänzungspräparaten verhindert werden.
Es ist aber möglich, Probleme zu verhindern, welche nichts mit Gendefekten zu tun haben. Dazu dienen:

  • ausgewogene Ernährung
  • genügend Vitamine und Mineralien
  • wenig Fett und wenig Zucker
  • Vermeiden von Übergewicht.

Kalzium ändert nichts am Kollagendefekt der OI, trotzdem ist auf adäquate Kalziumeinnahme zu achten, um Knochenmasse aufzubauen (zu wenig Kalzium erhöht das Bruchrisiko). Empfehlung: 1g/Tag bei Erwachsenen (zur genauen Bestimmung muss eine 24h-Urinprobe ausgewertet werden).

Vitamin D hilft bei der Kalziumaufnahme (15 min. dem Sonnenlicht ausgesetzt sein genügt dem Körper dieses Vitamin herzustellen).

Zuviel Alkohol und Koffein (sowie Schwefel und Phosphor) fördern das Ausschwemmen des so wichtigen Kalziums.

Medikamente

  • Bisphosphonate (ändern nichts am Gendefekt…)
  • Cortison ist nicht empfehlenswert, da das Medikament den Knochenaufbau behindert.

Mentales System

  • Lebensfreude
  • Lebenslust
  • Lebensenergie
  • Zuversicht
  • positives Denken
  • Wille zu Veränderungen
  • Mut zu Neuem
  • an sich selber und seine Fähigkeiten glauben

Sport

Bei denjenigen Betroffenen, die eine Sportart aktiv betreiben können, ist dies zu fördern.

Schwimmen ist sehr gut für die Stärkung der Muskeln, was zu einer Stärkung der Knochen führt. Es eignet sich aber speziell gut, da die Verletzungsgefahr extrem klein ist, die Bewegungsfreiheit dafür um so grösser. Selbst OI-Betroffene, die nicht gehen können, bewegen sich im Wasser frei und können in manchen Fällen auch stehen.